JÄGER & SAMMLER 

Khaled Hakami

95% der Menschheitsgeschichte haben wir als Jäger und Sammler verbracht. Die Maniq gehören heute zu den letzten dieser Welt. Ihr nomadisches Leben in den Regenwäldern der malaiischen Halbinsel kennt keine sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Ungleichheiten, weder zwischen Männern und Frauen noch zwischen Kindern und Erwachsenen. Das Bild vom primitiven Steinzeitmenschen in Schulbüchern und Medien hat mit der Realität wenig zu tun. Gleiches gilt für romantische Vorstellungen vom indigenen Leben im Einklang mit der Natur. Aber wie und warum funktioniert eine Gesellschaft ohne Hierarchie, ohne Besitz, ohne soziale Institutionen und ohne komplexe Technik? Was denken Menschen, für die es keine Zukunft und keine Vergangenheit gibt, sondern nur die Gegenwart? Wie sieht der Alltag in einer Welt aus, die nicht über die Grenzen des Regenwaldes hinausreicht? Was glauben Menschen, die keinen Glauben haben? Wie erziehen sie, wenn es weder „Kinder“ noch „Erwachsene“ gibt?

Und wenn wir die längste Zeit unserer Geschichte so oder so ähnlich gelebt haben, warum mussten wir uns ändern? Diese Frage stellen sich die Reichen des industrialisierten Westens. Die Jäger und Sammler interessiert diese Frage nicht. Für sie sind wir nur seltsame Wesen aus einer anderen Welt, die sich im Regenwald nicht zurechtfinden und deshalb reine Unterhaltung sind. Der anwesende Forscher durfte bei den Maniq (über)leben und wird versuchen, den erlebten Kulturschock mit dem anwesenden Publikum zu teilen. Ein Vortrag, den Sie nicht vergessen werden.